Biodiversität

Weltbiodiversitätsrat benennt fünf Hauptursachen

Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) der Vereinten Nationen warnt eindringlich vor den dramatischen Auswirkungen des Artensterbens auf die Stabilität von Ökosystemen. Schätzungen des IPBES deuten darauf hin, dass durch den Biodiversitätsverlust weltweit in naher Zukunft bis zu einer Million Arten vom Aussterben bedroht sein könnten. Der Haupttreiber ist die Art und Weise, wie wir Land und Wasser seit Jahrzehnten nutzen. Weitere wesentliche Ursachen sind die Ausbeutung der Natur, der Klimawandel, Umweltverschmutzung und invasive Arten. Die Situation ist alarmierend und erfordert dringende Maßnahmen, um das Artensterben zu stoppen und die Stabilität der Ökosysteme zu erhalten. 

Fakten zum Biodiversitätsverlust

Biodiversitätsverlust in Zahlen - Schätzungen des IPBES

Die fünf Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität 

Landnutzungsänderungen  

Die Veränderung der Landnutzung ist eine der Hauptursachen für das Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten. Insbesondere die Zerschneidung von Lebensräumen durch menschliche Aktivitäten wie den Straßenbau hat schwerwiegende Folgen. Größere Tiere benötigen zusammenhängende Flächen zum Überleben. Die Zerschneidung solcher Lebensräume beeinträchtigt ihre Fähigkeit, Nahrung und Partner zu finden, was zu Inzucht und einem Rückgang der genetischen Vielfalt führen kann. Beim Versuch, solche Grenzen wie Straßen zu überqueren, geraten Tiere oft in lebensgefährliche Situationen, die für sie zur Todesfalle werden können. 

Zudem beeinträchtigt die Begradigung von Flüssen die Lebensräume vieler Arten, die auf natürliche Auengebiete und regelmäßige Überschwemmungen angewiesen sind. Durch die Bebauung von Flussufern und die Begradigung von Flussläufen gehen wertvolle Auenlandschaften verloren, die für die Flora und Fauna von entscheidender Bedeutung sind. Diese Überschwemmungszonen bieten eine einzigartige und reiche Artenvielfalt, deren Zerstörung das gesamte Ökosystem in und um die betroffenen Gebiete nachhaltig stört. 

Die intensive Nutzung von Flächen durch Landwirtschaft und Industrie zur Befriedigung des steigenden Nahrungs- und Energiebedarfs der wachsenden Weltbevölkerung führt zu einer verstärkten Rodung artenreicher Regenwälder oder Urwälder und damit zur Zerstörung von Lebensräumen für unzählige Tiere und Pflanzen. Die Menschheit hat die Erde seit Langem übermäßig genutzt und die Zahlen sind alarmierend: Laut dem Weltbiodiversitätsrat (IPBES) sind bereits 85 Prozent der Feuchtgebiete verloren gegangen, während 75 Prozent der Landfläche und 66 Prozent der Meere vom Menschen bereits verändert wurden.

In Deutschland wird etwa die Hälfte der Fläche für die Landwirtschaft genutzt, wobei häufig Monokulturen wie Mais oder Weizen über Jahre hinweg angebaut werden, um kurzfristig höhere Erträge zu erzielen. Diese Praxis fördert den Biodiversitätsverlust, da sie Schmetterlinge, Wildbienen, Käfer und andere Insekten beeinträchtigt, die für die Bestäubung von Blüten wichtig sind und gleichzeitig eine Vielfalt an Pflanzen und Blüten benötigen, um zu überleben. Pestizide, die zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden, töten nicht nur Schädlinge, sondern auch viele Nützlinge, was wiederum Vögel bedroht, die sich von ihnen ernähren. Der Weltbiodiversitätsrat fordert daher geschützte Gebiete für Insekten und einen Ausbau der biologischen Landwirtschaft. Anbaumethoden wie das Anbringen von Blühstreifen und der Einsatz von Ackerwildkräutern zeigen, dass Artenschutz in der Landwirtschaft ohne Ertragsverlust möglich ist. 

Mehr als 50 Prozent der Moore in Europa werden inzwischen für die Landwirtschaft genutzt, wodurch diese wertvollen Kohlenstoffspeicher austrocknen und ihre Fähigkeit, das Klima zu regulieren, stark beeinträchtigt wird. Um den Klimawandel effektiv zu bekämpfen, ist es dringend notwendig, diese Moore zu renaturieren und ihre natürliche Funktion als Kohlenstoffsenken wiederherzustellen.  

Direkte Ausbeutung der Ressourcen  

Die Bedrohung vieler Tier- und Pflanzenarten durch Jagd, Wilderei und Überfischung ist besorgniserregend. Einige Nashorn- und Elefantenarten standen bereits kurz vor der Ausrottung aufgrund intensiver Jagd. Auch die Fischerei reduziert die Bestände auf ein Niveau, das die Natur nicht mehr aus eigener Kraft ausgleichen kann. Hinzu kommen zerstörerische Fangmethoden und Verschmutzungen durch Schwermetalle, die die Ökosysteme in den Gewässern stark beeinträchtigen. 

In Deutschland wurde der Earth Overshoot Day 2023 bereits am 02. August erreicht. 2024 bereits am 01. August. Dies verdeutlicht, dass die Menschheit seit Jahrzehnten mehr natürliche Ressourcen nutzt, als die Erde regenerieren kann. Dazu zählen nicht nur fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Gas, sondern auch Ressourcen wie Holz aus Wäldern und Plantagen. Obwohl Holz ein nachhaltiger Ersatz für Beton oder Plastik sein kann, birgt ein übermäßiger Bedarf Risiken für die lokale Biodiversität und umliegende Ökosysteme. Auch der Umgang mit Frischwasserressourcen ist entscheidend. Durch den Klimawandel bedingte steigende Temperaturen und eine Übernutzung der verfügbaren Trinkwasserreserven, vor allem für Industrie und Landwirtschaft, führen vielerorts zu Knappheit. Dies stellt Herausforderungen für eine gerechte Verteilung dar. 

Klimawandel

Der Klimawandel verstärkt die Bedrohungen der Biodiversität erheblich. Viele Arten verschieben ihre geografischen Verbreitungsgebiete und saisonalen Aktivitäten als Reaktion auf veränderte Bedingungen. Besonders stark betroffen ist die Biodiversität in tropischen Wäldern, da das Klima dort besonders empfindlich ist. Die Temperaturen steigen hier stark an und führen zu intensiven Hitzewellen, Dürreperioden und Trockenzeiten, was eine massive Schwächung der meisten Tropenwaldsysteme zur Folge hat. 

Selbst wenn die globale Erwärmung auf zwei Grad begrenzt bleibt, wird der mögliche Lebensraum vieler Tiere dramatisch schrumpfen, so die Prognose des Weltbiodiversitätsrates. Der Anteil der Arten, die durch den Klimawandel aussterben, beträgt dann weltweit fünf Prozent. Bei einer Erwärmung von mehr als vier Grad sterben sogar mehr als 16 Prozent aller Arten allein durch den Klimawandel aus, denn viele Tiere und Pflanzen können sich nicht schnell genug an die Veränderungen des Klimas anpassen. Dabei könnten gesunde Ökosysteme und Wälder die Folgen des Klimawandels mildern. Um das Artensterben zu stoppen, müsste die Erwärmung auf unter zwei Grad eingehalten werden.  

Umweltverschmutzung 

Der Eintrag von chemischen Fremdstoffen belastet unsere Umwelt kontinuierlich und treibt den Biodiversitätsverlust voran. 

  1. Schadstoffe: Industrielle Aktivitäten und übermäßiger Verkehr führen zu einer hohen Belastung der Umwelt durch Schadstoffe. Die Verschmutzung der Ozeane durch Plastik sowie Industrieabfälle wie Schwermetalle und Lösungsmittel nimmt stetig zu. Prognosen zufolge könnte sich die Kunststoffproduktion bis 2040 verdoppeln, was zu einer Verdreifachung des Plastikmülls in den Meeren führen könnte. Forschende warnen, dass der Müll an einigen Stellen bereits einen kritischen Kipppunkt erreicht hat. Mikroplastik, das durch Tiere in unsere Nahrungskette gelangt, stellt eine potenzielle Gesundheitsgefahr dar, deren langfristige Auswirkungen noch wenig erforscht sind. Besonders Abfälle mit Medikamentenrückständen, wie synthetische Hormone und hormonell aktive Verbindungen können dramatische Auswirkungen auf Ökosysteme haben und ganze Populationen zusammenbrechen lassen.  
  2. Überdüngung: Durch Landwirtschaft, Kläranlagen, Industrie und Verkehr gelangen große Mengen an Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor in die Umwelt. Besonders in Gewässern führt dies zu langfristig schädlichen Veränderungen in der Zusammensetzung der Tier- und Pflanzenwelt. Nährstoffliebende Arten verdrängen sensiblere Arten, was zu einem Rückgang der biologischen Vielfalt führt und das ökologische Gleichgewicht stört. 

Invasive Arten 

Die Forschenden des Weltbiodiversitätsrates gehen davon aus, dass Tiere und Pflanzen, die in andere Gebiete der Welt wandern und dort ansässig werden, künftig häufiger auftreten werden. Die Aufzeichnungen über invasive Arten nehmen stetig zu, und fast ein Fünftel der Erdoberfläche ist derzeit durch eindringende Pflanzen und Tiere bedroht. Invasive, gebietsfremde Arten können entweder durch menschliche Einschleppung oder auch aufgrund steigender Temperaturen in neuen Gebieten Fuß fassen und sich verbreiten. Dies hat weitreichende Folgen: Invasive Arten können bereits instabile und bedrohte Arten verdrängen, Ökosysteme verändern und verschärfen dadurch den Biodiversitätsverlust.  

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müssen die Ursachen umfassend angegangen werden. Dazu gehören die Überprüfung von Lieferketten, die Begrenzung der Klimaerwärmung und die Förderung lokaler Artenvielfalt. Auch private Haushalte sind gefragt: Der Verzicht auf nicht heimische Pflanzen hilft, das Gleichgewicht der Ökosysteme zu erhalten und invasive Arten zu verhindern. Verantwortungsbewusste Entscheidungen beim Kauf und der Entsorgung von Produkten sind ebenfalls wichtig.  

Kennt ihr die Auswirkungen eures Unternehmens auf die Biodiversität?

Mithilfe unseres Quick Checks könnt ihr euch einen ersten Überblick verschaffen. Außerdem stehen wir euch jederzeit gerne für eine individuelle Beratung und Austausch zur Verfügung! Schreibt uns über das Kontaktformular und wir prüfen mit euch, wie ihr durch euer unternehmerisches Handeln dem Biodiversitätsverlust entgegenwirken könnt.

Comments are closed.

Close Search Window